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In unserer Reihe Diversity@NORMA zeigen wir die Vielfalt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei der NORMA Group arbeiten. Im Jahr 2022 liegt der Fokus der Reihe auf den unterschiedlichen Kulturen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NORMA Group. Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten Abteilungen und Ländern berichten von ihrer Kultur, wie diese ihre Arbeitsweise beeinflusst und wie interkultureller Austausch bei der NORMA Group stattfindet.
Nilufar Moosavi arbeitet als Marketing Manager DS EMEA am NORMA Group Standort in Barcelona, Spanien. Im Interview berichtet sie von den Besonderheiten der iranischen Kultur und ihren Erfahrungen mit interkulturellem Austausch bei der NORMA Group.
Nilufar, wie lange arbeitest du bereits bei der NORMA Group und kommst du gebürtig aus Spanien?
Ich bin seit letztem Sommer bei der NORMA Group – ich feiere also bald meinen ersten Geburtstag im Unternehmen. Ursprünglich komme ich aus dem Iran, aber ich bin vor etwa zwei Jahren nach Spanien gezogen.
Warum bist du nach Spanien gezogen?
Bevor ich zur NORMA Group kam, war ich bereits in internationalen Unternehmen tätig. In meiner damaligen Position reiste ich oft, hauptsächlich in europäische Länder wie Italien oder Spanien. Ich habe sogar eine Weile in Italien gearbeitet da dort ein Standort meines ehemaligen Arbeitgebers ist. Ich zog nach Spanien, weil mein Mann und ich beschlossen, uns an einem Ort niederzulassen, an dem man sowohl ein erfolgreiches Berufsleben führen als auch eine hohe Lebensqualität genießen kann. Die Antwort auf diese Suche war Spanien.
Im Laufe dieser Reise konnte ich mir vier Sprachen aneignen. Ich bin noch weit davon entfernt, Spanisch perfekt zu beherrschen, aber ich gebe mein Bestes, um die Sprache zu lernen. Allerdings spreche ich fließend Englisch, Italienisch und natürlich Farsi. Ich habe mich immer sehr bemüht, die Sprachen der Orte, an denen ich lebe, zu lernen. Das macht einen großen Unterschied, wenn man andere Kulturen verstehen und Teil der Gesellschaft werden will, in der man lebt.
Inwiefern haben dich die Kulturen des Irans und Spaniens geprägt?
Ich bin im Iran geboren und aufgewachsen, daher hat die persische Kultur eine wichtige Rolle bei der Bildung meines Charakters gespielt. Allerdings hatte ich die Möglichkeit, mit multinationalen Unternehmen zusammenzuarbeiten, was mir geholfen hat, eine ganzheitliche Perspektive zu erlangen.
Aufgrund der dramatischen Veränderungen, die im Laufe der Jahre im Iran stattgefunden habe, vor allem in politischer Hinsicht, haben wir alle gelernt, belastbar und immer auf unerwartete Herausforderungen vorbereitet zu sein. Auch wenn es anstrengend ist, ständig in Alarmbereitschaft zu sein, hilft es mir, flexibel und anpassungsfähig gegenüber verschiedenen Situationen und Herausforderungen zu sein.
Das Leben hier in Spanien ist beständiger. Auch wenn wir zurzeit aufgrund verschiedener Faktoren weltweit eine sehr instabile Situation erleben, besteht die Möglichkeit, langfristige Ziele zu planen. Aus europäischer Sicht mag das selbstverständlich klingen, aber langfristige Planung ist ein Privileg, das die meisten in meinem Land nicht genießen können.
Was ist das Besondere an deiner Kultur?
Was den Iran von anderen Ländern des Nahen Ostens unterscheidet, ist seine persische Identität, die sich in den Traditionen, der Sprache und den vielen Formen der reichhaltigen Kunst, einschließlich der Literatur, erhalten hat. Ich würde dir iranische Kultur in drei Worten zusammenfassen: Familie, Gastfreundschaft und Respekt. Im Iran ist die Familie die Grundlage der sozialen Struktur – die Loyalität zur Familie steht vor jeder anderen sozialen Beziehung.
Gleichzeitig ist die persische Gastfreundschaft ein Charakterzug, der schon lange in der iranischen Identität verankert ist. Iraner behandeln Fremde wie ihre liebsten Gäste und die Ehrung des Gastes ist einer der Grundsätze iranischer Kultur: Eine simple Einladung zu einer Tasse Tee kann beispielsweise zu einem Aufenthalt über Nacht führen und die Frage nach dem Weg zu einer neuen Freundschaft.
Es gibt ein Wort auf Farsi „taroof“, das bedeutet, dass man sich bemüht, dem anderen in der Interaktion das Gefühl zu geben, geschätzt und willkommen zu sein. Dies geschieht in der Regel dadurch, dass man sich gegenüber der anderen Person als zweitrangig darstellt und darauf besteht, ihr den Vortritt zu lassen. So heißt es zum Beispiel oft „Sie zuerst, bitte“, gefolgt von „Nein, nach Ihnen“. Respekt vor anderen Personen steht dabei an erster Stelle, insbesondere der Respekt vor den älteren Mitgliedern unserer Gesellschaft.
Was gefällt dir an der iranischen Kultur am besten?
Wir sind ein Land der Unternehmer. Jeden Tag blühen um dich herum neue Unternehmen und Ideen auf. Trotz der komplexen Umstände stehen wir immer wieder auf. Das führt mich zu einem weiteren wichtigen Aspekt unserer Kultur, den ich sehr schätze: Unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen, wenn sie auftauchen, und mit Unsicherheit umzugehen.
Dinge, die für viele dramatisch sein könnten, wie z. B. in ein anderes Land auszuwandern, ein Unternehmen zu gründen und zu scheitern, drastische Preisschwankungen und vieles mehr, werden problemlos gemeistert. Wir machen weiter.
Um die vorangegangenen Aspekte zu verstehen, muss ich das große Maß an Empathie hervorheben, das ich in meinem Land empfinde, besonders im inneren Kreis eines jeden Einzelnen. Man fühlt sich nie alleine, es gibt immer jemanden, der einen unterstützt und einem hilft. Das ist etwas, was ich an meiner Kultur wirklich schätze.
Welchen Einfluss auf die Arbeitsweise haben die unterschiedlichen Kulturen von dir und deinen Kolleginnen und Kollegen?
Ich glaube daran, dass die Mischung von Kulturen hervorragende Instrumente mit sich bringt. Einige von uns sind kreativer, andere zielorientierter und wieder andere detailorientierter. Die Kombination dieser Fähigkeiten hilft uns, wirkungsvollere, innovativere und erfolgreichere Projekte zu schaffen.
Ein weiterer interessanter Aspekt für mich ist, dass ich dennoch gemeinsame Aspekte meiner Kultur mit denen meiner Kollegen finde. Die gegenseitige Unterstützung steht immer an erster Stelle. Unabhängig davon, wer ein Projekt leitet, setzen wir uns alle dafür ein, das Ziel zu erreichen. Ich werde nie den ersten Tag vergessen, an dem ich in das Unternehmen eingetreten bin: Ohne die Unterstützung meiner Kollegen wäre ich nicht hier.
Hast du das Gefühl, dass es bei der NORMA Group einen interkulturellen Austausch gibt?
Ja, absolut. Um ein Beispiel zu nennen: Ich arbeite in einem Team mit zwölf Kolleg:innen aus fünf unterschiedlichen Ländern. Das lässt Rückschlüsse auf die vielen Kulturen im gesamten Unternehmen ziehen – was bei uns bereits im Kleinen funktioniert, wird im gesamten Unternehmen gelebt.
Gibt es auch Unterschiede zwischen deiner Kultur und der deiner spanischen Kolleginnen und Kollegen?
Die spanische und die iranische Kultur sind einander ziemlich ähnlich – zumindest in den grundlegenden Aspekten. Deshalb fühle ich mich im Umgang mit meinen Kollegen auch recht wohl. Natürlich gibt es kleine Unterschiede, aber es ist auch spannend, diese zu entdecken.
Was ist dein positivstes Erlebnis bei der NORMA Group im Hinblick auf interkulturelle Zusammenarbeit?
Ich begann während der Corona-Pandemie bei der NORMA Group zu arbeiten. Daher war es nicht leicht, meine Kolleg:innen kennenzulernen – es war für jeden eine komplexe Situation. Persönliche Treffen tragen dazu bei, stärkere und zusammenhaltende Teams zu bilden, und wir hatten erst vor ein paar Monaten die Gelegenheit dazu. Es war eine wunderbare Erfahrung, alle zusammen ins Büro zu kommen und einander persönlich zu sehen, weg vom Bildschirm.