This post is also available in: English
Er ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Er war zugleich ein Mammutprojekt mit 17 Jahren Bauzeit. Er forderte höchsten Aufwand in der Planung, Logistik und Koordination. Er wurde schließlich mit über 57 Kilometern zum längsten Eisenbahntunnel der Welt, der die Schweiz mit Italien verbindet. Denn er führt unter dem Gotthardmassiv der Alpen hindurch, teilweise bis zu 2300 Meter tief.
Der Gotthard-Basistunnel, der ein einziger Superlativ ist, wurde am 1. Juni 2016 feierlich eröffnet. Mit einer ebenso spektakulären Show. Mit dabei waren 1.100 geladene Gäste, darunter führende Politiker aus ganz Europa. Die Bauherrin und Betreiberin, die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), zelebrierte die Eröffnung als riesiges Spektakel.
Der Betrieb nach Fahrplan startete am 11. Dezember 2016. Bis August 2017 reisten 2,3 Millionen Fahrgäste durch den Tunnel.
Der Gotthard-Basistunnel besteht aus zwei einspurigen Röhren, die rund 40 Meter auseinander liegen. Alle 325 Meter sind die beiden Röhren durch Querstollen verbunden. In den beiden Röhren des Tunnels verbinden NORMACONNECT FLEX-Rohrkupplungen die Leitungen, durch die das Bergwasser abfließt.
Hohe Anforderungen an Sicherheit und Qualität
Beim Tunnelbau ist Sicherheit alles. Das zeigten die Brände im Gotthard-Straßentunnel 2001 und Montblanc-Tunnel 1999 auf dramatische Weise. Daher stiegen die Anforderungen an die Sicherheit mit dem Bau des Basistunnels noch einmal deutlich an.
Die NORMA Group entwickelte die flammbeständigen Rohrkupplungen NORMACONNECT RFP, die Temperaturen bis zu 800 Grad Celsius widerstehen. Die Verbinder erfüllen die Auflagen an hydrostatische Druckprüfung, Wasserschlagprüfung, Dichtigkeitsprüfung, Unterdruckprüfung und Torsionsprüfung – daher sind sie für den Einsatz in Sprinkleranlagen zugelassen.
Aber auch die Anforderungen an Qualität sind beim Tunnelbau deutlich höher als bei anderen Bauprojekten. Reparaturen und Sanierungen unter der Erde sind deutlich aufwändiger und teurer. So auch bei der Tunnelentwässerung.
Beim Gotthard-Basistunnel wurde dafür eine sogenannte Flächendrainage angelegt. Sie besteht aus ausgeschichtetem Kies, in das Wasser versickern kann. Darunter befindet sich ein Filtervlies, das das Wasser bis zu einem der unzähligen Entwässerungsrohre leitet. Zudem schützen rund 2,9 Millionen Quadratmeter Abdichtungsfolie davor, dass Bergwasser in den Tunnel eintritt.
Die Entwässerungsrohre haben einen Durchmesser von 630 Millimetern und eine Wandstärke von 20 Millimetern. Alle 12 Meter verbinden NORMA Group-Rohrkupplungen die Rohre. Bei einer Tunnellänge von rund 57 Kilometern sind das etwa 4.750 Rohrkupplungen.
Die Rohre wurden in die Basis des Tunnelgewölbes eingelegt und vollständig einbetoniert. Dadurch kann ein sogenannter Auftrieb der Rohre entstehen. Das würde im schlimmsten Fall zu Problemen mit der Statik führen. Daher wurden die Rohre an einer speziellen Aufhängung befestigt, bevor sie einbetoniert wurden.
Alle Fakten zum Gotthard-Basistunnel im Überblick:
Die Rohrverbinder sind hohen Einwirkungen ausgesetzt, denen sie zuverlässig standhalten müssen. Denn Bergwasser ist aggressiv. Die darin gelösten Mineralien greifen Materialien dauerhaft an.
So quillt Beton beispielsweise unter Einfluss sulfathaltigen Wassers auf, Metall hingegen korrodiert durch Chloride. Teilweise werden die Mineralien im Wasser auch durch chemische Reaktionen abgespalten – dadurch können Rohre sogar verstopfen. In Abwasserleitungen kann dies beispielsweise durch Kalk passieren, der sich in der Leitung absetzt.
Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern
Die Idee für den Gotthard-Basistunnel gibt es seit 1947. Hintergrund des Bauvorhabens war von Anfang an der steigende Verkehr. In den 1960er und 1970er Jahren erfolgten mehrere Prüfungen der Schweizer Bundesregierung, die jedoch nicht zu einem Baubeschluss führten.
In den 1980er Jahren erreichte der Güterverkehr auf der Straße in der Alpenregion eine neue Rekordhöhe. 1989 wurde schließlich der Bau des Tunnels beschlossen.