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Die Schlauchschelle besteht aus zwei Wörtern: Schlauch und Schelle. Wie im Wort, war auch in der Welt der Schlauch vor der Schelle da. Also der Reihe nach. Der Duden, das Rechtschreibwörterbuch der deutschen Sprache, beschreibt den Schlauch so: „Biegsame Röhre aus Gummi oder Kunststoff, durch die Flüssigkeiten oder Gase geleitet werden.“
Wann ging das los? Bereits 500 vor Christus erwähnte der griechische Geschichtsschreiber Herodot einen Schlauch: „Aus diesem Flusse hatte der König der Araber mittelst eines aus rohen Rindshäuten und anderen Fellen zusammengenähten, bis in die Wüste reichenden Schlauches Wasser geleitet, dort hatte er große Zisternen angelegt, um das Wasser hineinzulassen und darin aufzubewahren.“
Das klingt nach der ersten antiken Pipeline. Tatsächlich setzte man in Byzanz, dem heutigen Istanbul, seit 200 vor Christus solche Schläuche ein, um Erdöl vom Kaspischen Meer zu transportieren. Damit heizte man dann öffentliche Bäder. So ging das viele Jahrhunderte – bis Leonardo da Vinci sich um 1500 fragte, wie Menschen unter Wasser länger atmen können.
Vom Schlauch zur Schlauchschelle
Seine Antwort war ein Lederschlauch, der durch eingeschobene Ringe versteift war und zur Ausrüstung von Tauchern wurde. Daraus entwickelten sich 1673 Schläuche aus Segeltuch, dann Hanfschläuche und 1843 schließlich Schläuche, die mit dem Saft des Gummibaums gedichtet waren. Das war die erste Vulkanisierung und somit der erste moderne Schlauch.
Man sieht: Den Schlauch gab es schon eine Ewigkeit, bevor mit der dazugehörigen Schelle die moderne Verbindungstechnik erfunden wurde. Zunächst wurden Schläuche wohl mit Lederriemen und Hanfseilen zusammengehalten. Sie genügten für einfache Verbindungen.
Das änderte sich mit der industriellen Revolution und der Erfindung der Dampfmaschine. Nun verwendete man Draht, der aber ebenfalls schnell nicht mehr ausreichte. Immerhin sollten Schläuche oder Maschinenteile sicher und dicht miteinander verbunden werden. Deshalb entstand der Schlauchbinder: ein flaches Stahlband mit einem Sattel und einem Splint.
Die Schlauchschelle war daraufhin der nächste konsequente Schritt. Eine Anzeige des Berliner Fabrikanten Franz Sauerbier aus dem Jahr 1918 zeigt eine Schelle für Gartenschläuche – sie erinnert bereits deutlich an heutige Schlauchschellen. Nahezu zeitgleich begann der Boom der Motorisierung und damit verbunden eine Blütezeit des Automobilbaus in Europa und den USA. Ein Resultat war die Schneckengewindeschelle, die 1921 in England entstand.
Aber bereits 1896 ließ sich der schwedische Erfinder Knut Edwin Bergström eine neuartige Schneckengewindeschelle patentieren. Kurz darauf gründete er die „Allmänna Brandredskapsaffären E. Bergström & Co.“, kurz ABA. Und ab 1949 eroberte der Unternehmer Ove Skafte Rasmussen mit der Rasmussen GmbH den deutschen und europäischen Markt mit seiner Schlauchschelle. Aus beiden Unternehmen schloss sich 2006 die NORMA Group zusammen.
Die erste Schelle der Welt?
Von wem kam denn nun die erste Schelle? Eine klare Antwort darauf gibt es nicht – dafür aber eine interessante Anekdote aus einem kleinen Dorf in Frankreich.
In dem 1100-Einwohner-Städtchen Riquewihr steht ein Brunnen, der 1509 errichtet wurde. 1768 wurde der Brunnen stark beschädigt und musste neu aufgebaut werden. Der Schmied von Riquewihr, Johann Irion, schmiedete eine Klammer, die den Brunnenkranz zusammenhalten sollte. Diese Klammer ist heute noch an dem Brunnen zu sehen.
Sie könnte die erste Schelle der Welt sein.