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„Wir haben eine neue urbane Welt entworfen und erschaffen. Ist sie eine Vision unserer Städte der Zukunft? Es wäre möglich, dass wir wild lebende Tiere in Städten auf der ganzen Welt sehen.“ So spricht der Naturforscher David Attenborough in der BBC-Dokumentation „Planet Earth II“ über Gardens by the Bay.
Denn hinter dem großangelegten ökologischen Projekt in der asiatischen Metropole steht eine Vision. Die Vision, dass der Mensch die Natur zurückholt, die ihm selbst weichen musste. Die Natur, die er zum Überleben braucht.
Singapur beschloss vor langer Zeit, den Pro-Kopf-Ausstoß an Kohlendioxid deutlich zu senken. In den letzten 45 Jahren wurden zwei Millionen Bäume gepflanzt. Die Wasserstraßen wurden gesäubert, so dass sogar Exemplare des Indischen Fischotters zurückkamen. 2005 entstanden die Pläne für eine riesige grüne Lunge, die das Mikroklima deutlich verbessern sollte.
Modernes Weltwunder
Im Juni 2012 hat der Stadtstaat schließlich Gardens by the Bay feierlich eröffnet. Die Kosten dafür werden auf mehr als eine Milliarde Dollar geschätzt. 2017 feierte der Park sein fünfjähriges Bestehen. Seitdem haben über 34 Millionen Menschen das künstliche Paradies mit seinen 1,5 Millionen Pflanzen besucht.
Herzstück des Parks sind die Supertrees. Sie sind sozusagen die hängenden Gärten von Babylon der Neuzeit. Ein modernes Weltwunder, wenn man so will.
Die 18 riesigen Bäume sind zwischen 25 und 50 Meter hoch. Die übergroßen Baumstämme sind aus Beton gegossen, ein Stahlgeflecht dient als Baumrinde, die Baumkrone beherbergt Pflanzen aus aller Welt.
In den hängenden Gärten leben rund 163.000 Pflanzen, mehr als 200 verschiedene Arten. Darunter sind auch Bromeliengewächse, Orchideen, Farne und tropische Klettergewächse. Die Flora des gesamten Planeten findet sich in den gigantischen Bäumen. Die Besucher des Parks können auf Brücken von Baum zu Baum gehen und so die Riesen aus der Nähe erkunden.
Komplexe Bewässerungssysteme
Die Pflanzen werden durch ein integriertes Bewässerungssystem versorgt, das an der Außenseite der Bäume verläuft. Ein wichtiger Bestandteil, ohne den die grüne Lunge nicht atmen könnte. Zumal das Wasser weite Strecken zurücklegt. Die Leitungen sind mit COBRA-Schellen der NORMA Group verbunden. Sie sind einteilig und schraublos – dadurch können sie auf engstem Raum angebracht werden. Insgesamt 97.502 Schellen in den Durchmessern 15 und 19 Millimeter sind an den begrünten Außenwänden der Bäume angebracht.
Die futuristischen Mammutbäume dienen auch als Belüftungsschächte für Gewächshäuser, als Regenwasserspeicher und teilweise als Stromlieferanten: 11 der 18 Superbäume sind mit Solarzellen ausgestattet.
Gardens by the Bay ist ein rund einen Quadratkilometer umfassendes Landschaftsprojekt und besteht aus drei Grünanlagen: Bay South, Bay East und Bay Central. In Bay South, wo auch die Supertrees emporragen, stehen zwei gigantische Gewächshäuser: Flower Dome und Cloud Forest.
Der Flower Dome ist rund 1,2 Hektar groß und hat ein gemäßigtes Klima, so dass rund 28.000 Gewächse aus dem Mittelmeerraum dort gedeihen. In dem immerwährenden Frühling blühen auch Dahlien, Tulpen und Kirschblüten. Im Cloud Forest ist hingegen eine feucht-kühle Berglandschaft der Tropen mit etwa 72.000 Pflanzen angelegt. Den Mittelpunkt bildet ein künstlicher Nebelberg mit einem 35 Meter hohen Wasserfall.
Den Gipfel erreichen die Besucher per Fahrstuhl. Das ist passend in einem Lebensraum, in dem der Mensch die Natur mit der Technologie verbindet.