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Globale Trends, lokale Dynamik: NORMA Group im E-Mobilitätsmarkt

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Elektromobilität ist längst keine Zukunftsvision mehr. Sie ist Realität und der Markt wächst stetig – wenn auch regional sehr unterschiedlich. Diese Unterschiede sind vor allem auf wirtschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern und Regionen zurückzuführen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in Asien, wo technologische Offenheit, kurze Entwicklungszyklen und ein pragmatischer Umgang mit Innovationen den Markt prägen.

Für die NORMA Group, die mit ihren Verbindungslösungen für Thermomanagement, Kühlung und HVAC-Systeme einen wichtigen Beitrag zur Effizienz und Sicherheit elektrischer Fahrzeuge leistet, ist es entscheidend, diese Entwicklungen genau zu beobachten.

Chinas Vorreiterrolle in der Elektromobilität

Der asiatische Markt – allen voran China – fällt durch Mut, Tempo und Nutzerzentrierung auf. Fahrzeuge sind stark an der Smartphone-Logik orientiert: Benutzeroberflächen sind intuitiv und spielerisch. Diese konsequente Ausrichtung auf den Nutzer, gepaart mit enormer Entwicklungsgeschwindigkeit, unterscheidet den chinesischen Markt deutlich vom Rest der Welt.

Ein bedeutender Treiber für Innovation vor Ort ist die chinesische Gesetzgebung: Ab 2026 gelten dort die weltweit strengsten Sicherheitsanforderungen für Batterien. Diese Regularien werden nicht nur den chinesischen Markt verändern, sondern auch weltweit Einfluss auf Entwicklungen nehmen. Für die NORMA Group ergeben sich daraus möglicherweise neue Chancen – erste Einschätzungen unseres Teams vor Ort zeigen, dass unsere Produkte bereits gut aufgestellt sind.

Unsere starke Marktposition in China spiegelt sich auch in aktuellen Aufträgen wider: Kunden aus dem Bereich Elektromobilität – darunter namhafte Marken aus den Top zehn der Zulieferer sowie aufstrebende Unternehmen – setzen auf unsere Verbindungslösungen. Die Anwendungen reichen vom Batteriethermomanagement über Kühlsysteme für Leistungselektronik und Motoren bis hin zu HVAC- und Wärmepumpensystemen. Unsere Produkte – darunter Torro, VPP, Torca, Kühlwassersysteme und Steckverbinder – kommen in batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV), Plug-in-Hybriden (PHEV) und reichweitenverlängernden Elektrofahrzeugen (REEV) zum Einsatz.

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Herausforderungen und Chancen für die europäische Automobilindustrie

Mein Eindruck ist, dass der europäische Elektromobilitätsmarkt im Vergleich dazu deutlich träger agiert. Lange Entwicklungszyklen führen dazu, dass sich der Stand der Technik bereits während der Produktentwicklung weiterentwickelt, was zu Zeitverzögerungen führt. Diese Umstände erschweren eine effiziente Produktion beider Antriebsarten in großen Stückzahlen und belasten die Margen. Auch die Planungssicherheit für die Zulieferindustrie leidet darunter.

Märkte wie China, wo die Historie des Verbrennungsmotors weniger ausgeprägt ist, elektrifizieren sich deutlich schneller. Zwar sind chinesische Elektrofahrzeuge auf europäischen Straßen derzeit noch selten, doch mit besserem Vertriebsnetz und attraktiven Finanzierungsangeboten stehen die Chancen gut, dass ihre Präsenz zunimmt.

Die größte Herausforderung für europäische Hersteller liegt im globalen Wettbewerb. Marktanteile gehen zunehmend verloren. Den Innovationswettlauf um das „beste Smartphone auf Rädern“ haben chinesische Marken aktuell für sich entschieden. Die Chance für europäische Automobilhersteller liegt nun darin, sich technologisch neu zu positionieren und ein attraktives Image zurückzugewinnen – trotz bestehender Abhängigkeit von chinesischen Batteriezellen.

Technologische Trends in der Batterietechnik

Die Kosten von Elektrofahrzeugen werden aktuell maßgeblich durch die Batterie bestimmt. Doch eine Kostenangleichung gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist nur eine Frage der Zeit. Bereits heute gibt es Ansätze, Batterien durch alternative Zellchemien und bedarfsgerechte Leistungsprofile kostengünstiger zu gestalten.

Ein Zweit- oder Stadtwagen benötigt zum Beispiel keine große Batterie mit Schnellladefähigkeit. Eine Anpassung an die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer spart Kosten und ermöglicht eine breitere Modellpalette. Auch die oft diskutierte Reichweitenfrage verliert an Bedeutung, wenn das Auto flächendeckend während der Arbeit oder des Einkaufens geladen werden kann – ähnlich wie beim Smartphone, das heute bei jeder Gelegenheit geladen wird. In der Elektromobilität spricht man hier von „Opportunity Charging“.

Die Vorteile elektrischer Fahrzeuge – wie geräuscharmes Fahren, direkte Beschleunigung, bequemes Laden zu Hause und das Vorklimatisieren des Fahrzeugs – rücken zunehmend in den Vordergrund. Hinzu kommt der Aspekt der lokalen Emissionsfreiheit und die Möglichkeit, künftig regenerative Energie zu speichern.

Neue Anforderungen an Thermomanagement und Batteriekühlung

Auch das Thermomanagement elektrischer Fahrzeuge entwickelt sich weiter. Während sich Wasser-/Glykol-Kreisläufe weiter durchsetzen, variiert ihre Ausführung je nach Fahrzeugtyp. Für weniger anspruchsvolle Modelle kommen große Kühlplatten zum Einsatz. Hochleistungsbatterien hingegen erfordern komplexere Lösungen wie Immersion Cooling, bei denen eine nicht leitende Flüssigkeit direkt mit den Batteriezellen in Kontakt steht. Diese Technik bietet hohe Sicherheit, ist jedoch kostenintensiv und damit nicht für den Massenmarkt geeignet.

Für Volumenmodelle entwickeln und fertigen die Automobilhersteller ihre Batteriepacks zunehmend selbst – sie machen den größten Anteil an der Fahrzeugwertschöpfung aus. Nur bei Modellen mit speziellen Anforderungen kommen spezialisierte Zulieferer zum Einsatz. Das Verhältnis liegt derzeit bei etwa 80 % OEM zu 20 % Zulieferer.

Für die NORMA Group bedeutet das: Bei Volumenmodellen liegt unser Fokus auf Vor- und Rücklaufleitungen zu großen Kühlplatten. Bei den 20 % der Batterien, die gemeinsam mit Zulieferern entwickelt werden, entstehen hochindividuelle Kreisläufe, die unsere Expertise erfordern.

Dabei besteht die Herausforderung darin, dass Batteriepack, Zelllayout, Elektrik, Batteriemanagement, Gehäuse und Anschlüsse meist zuerst definiert sind – und wir anschließend im oft engen Bauraum einen optimal funktionierenden Kreislauf integrieren müssen. Diese anspruchsvollen Rahmenbedingungen machen unsere Entwicklungsarbeit besonders komplex – und zugleich zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Battery Show Asia: Sichtbarkeit im Wachstumsmarkt

Ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer Marktposition in Asien war der Besuch der Battery Show Asia im Juli in Hongkong. Als einziger Anbieter unserer Art vor Ort konnten wir mit unseren Steckverbindern und dem vorgestellten Dry Brake Valve große Aufmerksamkeit erzielen – kritische Komponenten, die in elektrischen Systemen eine entscheidende Rolle spielen.

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Der Stand der NORMA Group bei der Battery Show Asia

Die Rückmeldungen waren durchweg positiv – auch wenn viele Besucher die NORMA Group zunächst nicht kannten. Umso wichtiger war es, unser Unternehmen, unsere Standorte und unsere Kompetenzen zu präsentieren. Unser Hauptsitz in Deutschland wurde dabei klar als Qualitätsmerkmal wahrgenommen.

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Interview mit einem Journalisten des China Business Networks über die Wärmemanagementsysteme der NORMA Group

Auffällig war die Vielzahl chinesischer Aussteller – internationale Anbieter waren deutlich in der Minderheit. Gleichzeitig zeigte sich in Gesprächen, dass chinesische Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen, wenn es um den Eintritt in den europäischen Markt geht. Regulatorische Hürden, kulturelle Unterschiede und geografische Distanzen erschweren den Zugang. Deshalb gewinnen Kooperationen und Joint Ventures weiter an Bedeutung.

Elektromobilität ist global – doch der Markt bleibt regional

Die Unterschiede zwischen den Märkten – sei es in Tempo, Technologie oder Regularien – stellen die NORMA Group als global agierendes Unternehmen vor Herausforderungen, bieten aber auch Chancen. Die Vielzahl an lokalen Anforderungen verlangt nach maßgeschneiderten Lösungen. Genau hier setzen wir bei der NORMA Group an.

Unsere R&D-Abteilungen beobachten technologische Trends genau und entwickeln frühzeitig Lösungen, die zukünftigen Anforderungen gerecht werden – etwa bei neuen Zellchemien oder innovativen Kühltechnologien. Und unsere Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten eng mit Kunden zusammen, um Produkte gezielt weiterzuentwickeln und an spezifische Anforderungen anzupassen.

Darüber hinaus ermöglicht unsere Produktionsstrategie „local for local“ es uns, flexibel auf regionale Marktanforderungen zu reagieren und gleichzeitig Lieferketten zu optimieren. Diese Kombination aus technologischem Know-how, Kundennähe und lokaler Präsenz macht uns zu einem starken Partner.

Nicht nur der Besuch in Hongkong macht deutlich: Elektromobilität ist ein globales Thema – aber sie wird lokal gestaltet. Wer die regionale Dynamik versteht, kann daraus wichtige Impulse für die eigene Strategie ableiten.

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