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In unserer Reihe Diversity@NORMA zeigen wir die Vielfalt an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die bei der NORMA Group arbeiten. Im Jahr 2021 liegt der Fokus der Reihe auf den Mitarbeiterinnen der NORMA Group. Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Abteilungen und Ländern berichten über ihre beruflichen und persönlichen Erfahrungen und geben Einblick in ihre Wünsche für die Zukunft.
Annette Stieve ist Finanzvorstand der NORMA Group. Im Interview berichtet sie von ihrem beruflichen Werdegang und über ihre Sicht auf Frauen im Berufsleben.
Frau Stieve, haben Sie berufliche Vorbilder?
Ich habe die meiste Zeit meines Berufslebens in einer reinen Männerdomäne gearbeitet. Die ersten Jahre haben mich dabei in besonderer Weise geprägt. Als ich damals meine erste Abteilungsleitung übernahm, war ich eine der ersten weiblichen Führungskräfte im Unternehmen. Ich hatte das große Glück, von Beginn an großartige männliche Mentoren zu haben, die mich stets gefördert und motiviert haben. Sie haben mir Vertrauen geschenkt und die notwendige Rückendeckung gegeben. Mit diesem „Backing“ konnte ich mich ausprobieren und durfte auch Fehler machen. So wurde mir die Chance zuteil, das nötige Selbstbewusstsein zu entwickeln und meine Stärken zu entdecken. Die Zusammenarbeit mit meinen männlichen Kollegen war immer äußerst wertschätzend und positiv – sie war geprägt von einem „Miteinander“. Rückblickend kann ich sagen, war es entscheidend, dass ich die Bälle angenommen habe, immer offen für Neues war und meine Ziele leidenschaftlich verfolgt habe.
Frauen stellen sich immer noch wesentlich öfter als Männer die Frage, ob sie für eine neue Aufgabe geeignet sind. Dies ist meist nicht nur eine Frage der Qualifikation, sondern es geht auch um Vorbilder. Wir brauchen Frauen und Männer, die es erfolgreich in Führungspositionen geschafft haben und mutig und selbstbewusst alle Hindernisse im Laufe ihrer Karriere überwunden haben. Genau jene Frauen und Männer, die sich nicht haben unterkriegen lassen und jeden Tag aufs Neue beweisen, dass beide Geschlechter in der Lage sind Unternehmen zu führen. In Unternehmen, in denen Offenheit herrscht, wird es für Frauen immer möglich sein, sich solche Mentoren und Vorbilder zu suchen.
Was hat sich während Ihrer beruflichen Laufbahn gesellschaftlich verändert?
Als ich mein Abitur machte, war es noch nicht selbstverständlich, dass Frauen studieren gehen dürfen. Zum Glück hatte ich Eltern, die mich bei meinem Weg immer unterstützten und schon damals die Meinung vertraten: „Bildung ist alles, das nimmt dir keiner“. Heute studieren so viele junge Frauen wie nie zuvor und ihnen stehen unzählige Türen offen.
Auch in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sich vieles verändert. Das Selbstbild und die Rollenverteilung in Familien wandeln sich. Es ist schon lange nicht mehr nur die Frau, die sich um die Kinder und den Haushalt kümmert. In Deutschland hinken wir im Vergleich mit anderen Ländern noch hinterher. Ich merke, dass sich Frauen, hier oft noch rechtfertigen müssen, wenn sie sich für Kinder und Karriere zugleich entscheiden. Das muss sich unbedingt ändern. Frauen sollten kein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn sie planen, Familie und Beruf zu vereinen. Vielmehr können selbstbewusste und unabhängige Frauen ihren Kindern ein wunderbares Vorbild sein. Und genau hier kommt es auf die Unternehmen an, denn diese können einen entscheidenden Beitrag leisten, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zum Beispiel durch flexible Arbeitsmodelle und mobiles Arbeiten, noch besser zu ermöglichen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass sich Frauen und Männer trauen, offen zu denken und dabei zugleich einen fairen Umgang miteinander fördern. Ja, wir Frauen sind anders als Männer - und das ist auch gut so. Wir führen und pflegen unsere Netzwerke anders als unsere männlichen Kollegen. Gemeinsam ergänzen wir uns aber perfekt, denn die Vielfalt ist am Ende entscheidend. Vielfalt kann ein Team bereichern und erfolgreich machen. Ich habe selbst immer darauf geachtet, gemischte Teams aufzustellen. Dies ist mir auch für die Zukunft ein persönliches und wichtiges Anliegen. Wenn wir uns alle bei unseren Stärken nehmen haben wir gemeinsam eine ganz facettenreiche Power.
Frau Stieve, haben Sie noch einen Rat an alle Frauen?
Seid mutig und selbstbewusst, habt Freude daran Euch auszuprobieren. Hinterfragt nicht zu oft, ob Ihr eine neue Aufgabe bewältigen könnt, sondern seid neugierig auf das Neue und sprecht über eure Erfolge. Und ganz wichtig: Seid stets mit Leidenschaft dabei, bei allem was ihr macht. Nur wer seine Ziele und Aufgaben mit Leidenschaft verfolgt und für das, was er tut, auch richtig brennt, kann richtig gut darin sein!