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Andre hält das Klebeband, ich reiße ein Stück ab. Dann kleben wir eine Steckdose zusammen ab. Andre rechts, ich links. Dabei erzählt er mir, dass er gerne Fußball spielt. „Welche Position denn?“ „Stürmer!“ „Wow, super!“ Andre strahlt und freut sich.
„Meine Freunde spielen auch gerade Fußball, hier in der Schule.“ Aber Andre ist beschäftigt, denn er will ja mit mir die Steckdosen im Flur abkleben. Später streichen wir zusammen die Wände des Flurs. Dabei erzählt er mir aus seinem Leben – dem Leben eines aufgeweckten, fröhlichen und humorvollen 16-Jährigen.
Andre geht auf die Friedrich-Fröbel-Schule in Maintal. Eine Förderschule, genauer eine „Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und einer Abteilung körperliche und motorische Entwicklung“. Was heißt das genau?
Das erklärt mir die stellvertretende Schulleiterin Jutta Weiser: „Wir gehen auf unterschiedlich ausgeprägte Lernbeeinträchtigungen ein, umfassende und weniger umfassende. Das ist ein ganz großes Spektrum.“ Dazu können die Entwicklung des Sprechens, Denkens, der Motorik sowie des sozialen Verhaltens gehören. „Das alles verläuft bei manchen Kindern eben anders als bei Gleichaltrigen.“ Auch bei Andre.
Der NORMA Help Day ist international
Wir sind eine Gruppe von acht Kolleginnen und Kollegen, die an diesem Tag in der Friedrich-Fröbel-Schule helfen. Andere Kolleginnen und Kollegen arbeiten zur gleichen Zeit in einer Kindertagesstätte, einem Familienzentrum und einem Wildtierverein in Maintal.
Auch in China, Serbien, der Türkei und den USA engagieren sich die Teams für den guten Zweck. Der NORMA Help Day ist international.
Bevor auch wir loslegen, führt uns Jutta Weiser durch die Schule und gibt uns Einblicke in den Alltag der Kinder und Jugendlichen. Rund 135 Schülerinnen und Schüler in 18 Klassen besuchen die Schule. Sie alle kommen aus Maintal und Hanau.
Wir sehen einige Klassenräume und das kleine Schwimmbad, in dem Schülerinnen und Schüler ihre motorischen Fähigkeiten trainieren.
Inklusion ist Gleichberechtigung
Einer meiner Kollegen will wissen, wie der Unterricht genau abläuft. „Bei uns setzen sich die Klassen nach Alter und Schulbesuchsjahr zusammen, nicht nach Fähigkeiten oder Leistungsvermögen“, erklärt Jutta Weiser.
Das ist Inklusion im Zusammenleben: Gleichberichtigung, Respekt und Augenhöhe. Im Schullalltag bedeutet Inklusion, dass alle am Unterricht teilnehmen können – auch wenn die Lernziele individuell angepasst sind. „Wir kämpfen immer noch, beispielsweise um mehr pädagogische Fachkräfte zu bekommen. Da gibt es einen großen Mangel.“
Plötzlich ein lautes „Hallo!“ – zwei Mädchen rennen an uns vorbei. Dann dürfen wir einen Blick in die Turnhalle werfen, die mit ganz besonderen Geräten ausgestattet ist.
Die Förderschule hat sich das Ziel gesetzt, allen Jugendlichen zu ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. So erzählt Jutta Weiser voller Stolz von einem Schüler, der nach einem Praktikum bei einer Supermarkt-Kette dort eine Festanstellung bekommen hat.
Wir besprechen unsere Erfahrungen
Dann rollen wir gemeinsam die Farbe an die Wände. Andre pinselt währenddessen mit feinen Strichen um eine Heizung herum. Ich erzähle ihm, dass ich früher Basketball gespielt habe. Welche Position? „Flügelspieler!“ Andre nickt anerkennend.
Nach vier Stunden strahlen alle Wände des Flurs in frischem Weiß. Wir verabschieden uns von Andre, und ich mache noch ein paar Selfies mit ihm.
Später sprechen wir in der Gruppe über unsere Erfahrungen an diesem Tag: Wie toll es sei, gemeinsam im Team etwas zu bewegen und das Ergebnis unmittelbar zu sehen. Wie wichtig es sei, etwas zurückzugeben – gerade da, wo es gebraucht werde. Und wie wichtig es deshalb sei, dass es Aktionen wie den NORMA Help Day gebe.