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Anna Lena Book arbeitet bei der NORMA Group in Deutschland in der globalen Einkaufsabteilung. Als Spezialistin für Systeme und Prozesse hat sie vor allem strategische Aufgaben. Ende 2019 hat sie für knapp drei Monate in einem Werk in Kalifornien als Einkäuferin mehr im Tagesgeschäft gearbeitet. Dabei hat sie gelernt, dass verschiedene Herangehensweisen zum Ziel führen.
Wo waren Sie für Ihren Auslandsaufenthalt?
Ich war von Oktober bis Dezember 2019 bei NDS, der Tochterfirma der NORMA Group in Kalifornien. Ich war in erster Linie in Lindsay, dem größten Werk von NDS und habe auch dort in der Nähe gewohnt. Es kam aber auch vor, dass ich an dem anderen Produktionsstandort in Fresno gearbeitet habe oder beim nahegelegten Versandzentrum, da der Einkauf für alle Standorte verantwortlich ist.
Wie kam es dazu?
Ich habe es aktiv betrieben. Ich war von Anfang an interessiert an dem Programm, schließlich arbeite ich am Hauptsitz in Maintal und habe aufgrund meiner Rolle als „Specialist Systems and Processes“ Kontakt zu vielen Kollegen an anderen Standorten. Ich wollte die Kolleginnen und Kollegen vor Ort kennenlernen und besser verstehen, was lokal vielleicht anders läuft als in der Zentrale.
Warum war der Standort Lindsay Ihr Ziel?
Auf einen Ort war ich nicht festgelegt. Lindsay bot sich an, weil das Werk ein hohes Einkaufsvolumen hat und weil es als akquiriertes Werk noch einige Besonderheiten hat.
Wie haben die Kollegen in Kalifornien Sie aufgenommen?
Ich wurde sehr herzlich empfangen und hatte gleich eine kulturell bunt gemischte Gruppe, mit der ich viel unterwegs war, darunter auch mein Kollege Hussein. Bei gemeinsamen Mittagspausen war ich von Anfang an dabei und wir haben privat viel unternommen.
Mir ist aufgefallen, wie viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen an den Standorten in Lindsay arbeiten. Meine Kollegen kamen unter anderem aus den USA, aus Polen, Mexiko und weiteren Ländern Lateinamerikas, aus dem Libanon, aus Brasilien, China. Das war sehr spannend.
Anna Lena mit Kollegen aus Kalifornien
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie in Kalifornien aus dem Flugzeug stiegen?
Ich habe mich gefreut, auf das, was mich erwartet. Besonders darauf, die Kollegen persönlich kennenzulernen, die ich aus der Ferne kannte. Mein Chef Lukasz hat mich selbst vom Flughafen abgeholt.
Was hat Sie am meisten überrascht?
Bei Kalifornien denkt man direkt an Palmen und Strand, dabei gibt es so viel mehr. Die Region, in der ich war, ist weit vom Meer entfernt und landwirtschaftlich geprägt. Olivenhaine und Plantagen mit Zitrusfrüchten, die mit viel Handarbeit bewirtschaftet werden, prägen die Landschaft. Außerdem gibt es mehrere Gebirgszüge und Naturschutzgebiete – tolle Ziele für Ausflüge am Wochenende.
Was waren Ihre Aufgaben?
Ich hatte konkrete Ziele für die drei Monate. Ich habe im Einkauf für indirektes Material gearbeitet. Mit meinen Kolleginnen habe ich mich um die Bedarfe aus anderen Abteilungen für Materialien oder Services gekümmert – grob gesagt um alles, das nicht direkt in die Produktion unserer Produkte eingeht. Ein Schwerpunkt lag dabei auf den Marketingaktivitäten von NDS. Ich habe also stärker operativ gearbeitet als in meiner Rolle in Deutschland. Ich sollte Einsparungen erreichen und habe diese Ziele auch erfüllt. Außerdem habe ich Kollegen zu Compliance im Einkauf geschult.
Was unterscheidet sich am meisten?
In Lindsay merkt man die Nähe zur Produktion stärker. Es gibt insgesamt weniger Meetings, es wird mehr spontan abgesprochen. Im Arbeitsalltag war ich häufiger unterwegs als in Deutschland. Jede Woche habe ich Lieferanten besucht oder war an den anderen NDS-Standorten. Das Verhältnis zu den Lieferanten ist viel direkter, persönlicher. Man trifft sich öfter und spontaner als in Deutschland.
Anna Lena bei einem Wochenendausflug
Was war Ihr Highlight?
Beruflich war es toll, dass wir am Ende meiner Zeit einen sehr guten Abschluss bei einer Verhandlung mit einem großen Lieferanten erzielt haben. Privat waren es so viele schöne Erlebnisse, dass ich gar kein einzelnes hervorheben kann.
Was nehmen Sie mit nach Hause?
Richtig viel. Ich habe ein besseres Verständnis dafür, dass der Zeitdruck im Tagesgeschäft im Werk mitunter sehr stark sein kann und die Prioritäten schnell wechseln, wenn z.B. eine Maschine ausfällt. Mehr als einmal habe ich gesehen, dass es andere Herangehensweisen gibt, die vielleicht pragmatischer sind, aber zum selben Ziel führen. Mein Englisch habe ich natürlich auch verbessert und meine bescheidenen Spanischkenntnisse aufgefrischt.
Eine Sache aus der amerikanischen Meetingkultur möchte ich übernehmen: Am Ende einer Besprechung wird jeder Teilnehmer gefragt, ob er noch etwas beitragen möchte. Das stellt sicher, dass jeder zu Wort kommt und gehört wird.
Würden Sie das Programm anderen Kollegen weiterempfehlen?
Auf jeden Fall. Die Erfahrung, in einem anderen Umfeld zu arbeiten, möchte ich nicht missen. Zu sehen, wie in einer anderen Kultur gearbeitet wird – und dabei aktiv mitzuwirken – hat mich persönlich und beruflich weitergebracht. Ich würde es sofort wieder machen, auch an einem anderen Ort.